Die hauchdünne Haut und die komplexe innere Struktur unserer Nase sind das Tor sowohl für unsere Atmung als auch für unsere Stimme. Doch es gibt eine wenig bekannte Tatsache: Auch im Nasenbereich können sich bösartige Zellen einnisten und ein ernstes Gesundheitsproblem hervorrufen, das als „Nasenkrebs“ bezeichnet wird. Haben Sie eine leichte Verstopfung, immer wiederkehrende Nasenblutungen oder eine nicht abheilende Wunde? Vielleicht fragen Sie sich: „Kann das wirklich so harmlos sein?“

Was ist Nasenkrebs?

Nasenkrebs, in der Medizin „Malignome der Nasenhöhle und der Nasennebenhöhlen“ genannt, sind Tumoren, die aus der unkontrollierten Vermehrung von Zellen in der Schleimhaut oder Haut der Nasenhöhle und umliegender Sinus entstehen. Diese Erkrankung ist sehr selten, kann aber, einmal diagnostiziert, schnell fortschreiten. Die wichtigsten Subtypen sind:

  • Plattenepithelkarzinom (PEK):
    Der am häufigsten vorkommende Typ. Er zeigt sich in der Nasenschleimhaut durch Verdickung, Schorfbildung oder nicht abheilende Geschwüre. Stark mit Tabakrauch und anderen Rauchprodukten assoziiert.
  • Adenokarzinom:
    Entsteht in Drüsenzellen und befällt meist die Nasennebenhöhlen, insbesondere die Stirn- und Keilbeinhöhlen. Berufliche Staubexposition ist ein wichtiger Risikofaktor.
  • Olfaktorischer Neuroblastom (Esthesioneuroblastom):
    Ein sehr seltener Tumor, der in den Riechrezeptoren der oberen Nasenhöhle entsteht. Häufiger bei jungen Erwachsenen.
  • Melanom und Lymphom:
    Beim Melanom stammt der Tumor aus pigmentbildenden Zellen der Nasenhaut oder -schleimhaut; beim Lymphom aus Lymphzellen. Beide sind selten, aber aggressiv.

Frühsymptome werden oft mit Erkältung, Sinusitis oder Allergien verwechselt, weshalb besondere Aufmerksamkeit wichtig ist. Bei Verdacht auf Nasenkrebs wird ein multidisziplinäres Team sofort aktiv.

Was sind die Ursachen für Nasenkrebs? (Risikofaktoren)

  • Tabak und Tabakprodukte:
    Krebserregende Substanzen im Zigarettenrauch schädigen die Nasenschleimhaut direkt und führen zu DNA-Mutationen.
  • Berufliche Staub- und Chemikalienexposition:
    Langfristiger Kontakt mit Holzstaub (Schreiner), Lederstaub (Gerbereien), Chrom, Nickel, Formaldehyd oder bestimmten Lösungsmitteln erhöht das Adenokarzinom-Risiko.
  • Chronische Entzündungen und Infektionen:
    Untreated Sinusitis führt zu andauernder Schleimhautreizung und Zellregeneration, was langfristig eine maligne Entartung begünstigen kann.
  • Strahlenexposition:
    Vergangene Bestrahlung im Kopf-Hals-Bereich erhöht das Krebsrisiko in Nasen- und Nebenhöhlendokumenten.
  • Genetische Veranlagung und Familienanamnese:
    Personen mit Krebserkrankungen der oberen Luftwege in der Familie haben ein erhöhtes Risiko.
  • Virale Faktoren:
    Bestimmte HPV-Typen (z. B. HPV 16) können in seltenen Fällen zur Tumorentstehung in der Nasenschleimhaut beitragen.

Wer ist besonders gefährdet?

  • Langjährige Raucher: Ein Packungsalter von täglich einem Paket und mehr ist eine klare Warnung.
  • Arbeiter mit Holz-, Leder- oder Metallstaubexposition: Vor allem ohne geeigneten Atemschutz.
  • Patienten mit chronischer Sinusitis und Nasenpolypen: Die gereizte Schleimhaut bleibt dauerhaft gefährdet.
  • Patienten mit früherer Kopf-Hals-Bestrahlung: Jährliche Kontrollen sind ab dem fünften Jahr empfohlen.
  • Familienmitglieder von Betroffenen mit Nasen‑ oder Sinuskarzinom: Kombinierte genetische und Umweltfaktoren erhöhen das Risiko.
  • Personen ab 50 Jahren: Die Fähigkeit zur DNA-Reparatur nimmt mit dem Alter ab und begünstigt Tumorentwicklung.

Gehören Sie zu einer dieser Gruppen und haben anhaltende Verstopfung, Blutungen oder Geruchsverlust? Dann zögern Sie nicht und lassen Sie Ihre Nase untersuchen.

Diagnose- und Bewertungsprozess

1. Klinische Untersuchung und Endoskopie

Ein HNO-Arzt sieht sich mit einem feinen Nasenendoskop die Nasenhöhle an, um Lage, Größe und Ausbreitung des Tumors zu erfassen.

2. Bildgebende Verfahren

  • Computertomografie (CT): Erkennt Befall der knöchernen Strukturen.
  • MRT (Magnetresonanztomografie): Zeigt Weichgewebsgrenzen und Invasion von Nerven oder Gefäßen.
  • PET‑CT (falls erforderlich): Dient der Suche nach Lymphknotenmetastasen und Fernabsiedlungen.

3. Biopsie und Pathologie

Unter lokaler Betäubung wird eine kleine Gewebeprobe entnommen. Der Pathologiebericht klärt Tumortyp, -grad und Malignität.

4. Multidisziplinäre Bewertung

HNO‑Ärzte, Strahlentherapeuten, Onkologen, plastische und rekonstruktive Chirurgen sowie Radiologen entwickeln gemeinsam den optimalen Behandlungsplan.

Behandlungsoptionen bei Nasenkrebs

1. Chirurgische Resektion

  • Endoskopische endonasale Resektion: Minimal-invasiver Zugang durch die Nasenhöhle.
  • Offene Chirurgie (Caldwell‑Luc, Mukosaklappung): Bei ausgedehnten Läsionen Entfernung von Sinus- und Knochengewebe.

Ziel ist die vollständige Entfernung des Tumors mit gesunden Rändern und gleichzeitig bestmögliche Funktion und Ästhetik.

2. Strahlentherapie

Reduziert das Rezidivrisiko nach Operation oder dient als primäre Behandlung bei inoperablen Patienten. Moderne Techniken wie Protonentherapie stehen zur Verfügung.

3. Chemotherapie und Immuntherapie

  • Platinbasierte Chemotherapeutika: Besonders bei fortgeschrittenen oder metastasierten Tumoren.
  • Zielgerichtete und immuntherapeutische Ansätze: EGFR-Inhibitoren und Anti‑PD‑1/PD‑L1-Antikörper in experimentellen Protokollen.

4. Kombinierte Therapien

Je nach Lage, Tumortyp und Stadium werden Protokolle aus Operation + Strahlentherapie oder Operation + Chemoradiotherapie gewählt.

Wahl des Behandlungsteams

  • HNO-Chirurg (Head & Neck): Spezialist für Resektion und endoskopische Techniken.
  • Strahlentherapeut: Experte für Dosisplanung und moderne Bestrahlungsverfahren.
  • Onkologe: Verantwortlich für Chemotherapie und Immuntherapie.
  • Plastischer & Rekonstruktiver Chirurg: Führt Rekonstruktion und kosmetische Wiederherstellung durch.
  • Radiologe & Pathologe: Unverzichtbar für Diagnose und Stadieneinteilung.

Diese interdisziplinäre Zusammenarbeit garantiert optimale Tumorkontrolle und Erhalt der Lebensqualität.

Ablauf am Behandlungstag

  • Vorbereitung und Beurteilung: Aufnahme am frühen Morgen, Vitalzeichen, Anästhesie-Vorgespräch.
  • Anästhesie und Operation: Unter Vollnarkose, Dauer je nach Technik 2–4 Stunden.
  • Rekonstruktion (falls nötig): Einsatz von Lappen oder Transplantaten nach Tumorentfernung.
  • Aufwachen und Überwachung: Anfangs auf der Intensivstation, dann Verlegung auf die Normalstation.
  • Entlassung: Bei endoskopischer Resektion 1–2 Tage, bei ausgedehnten Eingriffen 5–7 Tage.

Der scherzhafte Kommentar des Teams „Wir sind hier, damit Sie besser atmen können!“ lockert die Atmosphäre.

Postoperative Nachsorge und Heilungsverlauf

  • 1–2 Wochen: Entfernung von Nasentamponaden; leichte Schwellung und Verstopfung normal.
  • 1–3 Monate: Beginn endoskopischer Kontrollen; Überwachung der Schleimhautheilung und Regeneration.
  • 6–12 Monate: Beobachtung des Sinusabflusses, Wiederherstellung des Geruchssinns, Kontrollbildgebung (CT/MRT) und körperliche Untersuchung.
  • Jährliche Nachsorge: In den ersten 5 Jahren alle 3–6 Monate, danach jährlich beim HNO-Arzt.

Häufig gestellte Fragen

1. Ist Nasenkrebs ansteckend?

Nein, es handelt sich um Zellmutationen durch Umwelt- und genetische Faktoren, keine Übertragung von Person zu Person.

2. Kommt mein Geruchssinn zurück?

Aufgrund von Schwellungen kann er vorübergehend eingeschränkt sein, normalisiert sich aber meist innerhalb von 3–6 Monaten.

3. Welche Nebenwirkungen hat die Strahlentherapie?

Trockene Nasenschleimhaut, leichtes Brennen und gelegentliche Veränderungen der Geruchswahrnehmung können auftreten.

4. Bleiben Narben zurück?

Bei endoskopischem Zugang sind keine sichtbaren Narben vorhanden; bei offener Chirurgie kann eine feine Nahtlinie verbleiben.

5. Besteht ein Rückfallrisiko?

Frühzeitige Entfernung und/oder Bestrahlung reduzieren das Risiko; regelmäßige Kontrollen sind entscheidend, um Rezidive frühzeitig zu erkennen.

Fazit und erster Schritt

Nasenkrebs ist eine Erkrankung, die unbehandelt Funktion und Lebensqualität erheblich einschränken kann. Mit einem erfahrenen, interdisziplinären Expertenteam lässt er sich jedoch kontrollieren. Haben Sie anhaltende Verstopfung, Blutungen oder Geruchsverlust? Dann vereinbaren Sie umgehend einen Termin bei Ihrem HNO-Arzt oder onkoplastischen Chirurgen. Atmen Sie gesund und selbstbewusst – gehen Sie heute den ersten Schritt!